Biographie
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Geboren wurde Franco Mazzoni in Livorno, Italien, am 9. Juli 1928, als einziger Knabe unter vier Schwestern. Sein Vater, Mario Mazzoni, war Arbeiter in der Stahlverarbeitung, ein vielseitig begabter und fleissiger Mann, welcher aber infolge der Zeitumstände seine Familie nur mühsam durchbrachte. Die Mutter, Asunta Pieroni, stammte von jenen Pieronis ab, welche eine Kerzenfabrik führten und ein Qualitätsattest des Vatikans vorlegen konnten. Assuntas Grossvater hatte als Offizier unter Garibaldi gedient.
Schon dem Knaben Francesco war klar, dass er Kunstmaler werden musste. Ein kleines Oelbild mit Sonnenuntergang, von einem dilettierenden Onkel herrührend, blieb ihm im Gedächtnis als frühster Eindruck von Gestaltung der Natur durch Malerei.
Doch die Welt versinkt im Krieg. Der 16-jährige Franco macht 1944 als Zwangsarbeiter in Deutschland so einschneidende Erfahrungen, dass eine spätere, nochmalige Aneignung der deutschen Sprache verunmöglicht wird. Im Frühling 1945 sieht er die Toskana wieder. Im Juli des nächsten Jahres 1946 überquert er ohne Pass die Grenze nach Frankreich mit dem Fernziel: In Paris will er Maler werden! Um eine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten, arbeitet er ein Jahr lang nachts in den Kohlenbergwerken von Gardanne bei Aix-en-Provence, am Nachmittag besucht er die Zeichenschule von Aix. An eine Explosion in den Minen, die ihn beinahe das rechte Auge gekostet hätte, erinnert zeitlebens eine Narbe.
Von 1947 an ist er immer wieder in Paris: Hier erarbeitet er sich im Austausch mit gleichgesinnten Weggefährten an der «Académie de la Grande Chaumière» am Montparnasse eigenständig das technische Rüstzeug und seine Ausdrucksmittel. Eine zünftige Akademie ist für ihn unerschwinglich und wird allerdings von ihm auch nicht vermisst. In den Museen lernt er von den Meistern, insbesondere von den Impressionisten und den Venezianern.
Franco Mazzoni wählt die Provence für sein malerisches Schaffen. Seit 1949 malt er dort fast täglich neben der Arbeit für den Lebensunterhalt. In Paris entsteht ein Kreis von Liebhabern seiner Kunst. 1953 heiratet er Jackie Cavallo; 1957 wird Marianne geboren. Die kleine Familie lebt in Saintes Maries-de-la-Mer. Franco ist nachts als Fischer tätig. Zahlreiche Kinderstudien entstehen, und mit Meeresansichten macht Mazzoni einen erweiterten Liebhaberkreis auf sich aufmerksam. Im Mai 1958, endlich, seine erste persönliche Ausstellung in Paris! Von 1960 an lebt Franco Mazzoni mit den Seinen in Arles.
1967 versucht Franco Mazzoni auf Veranlassung seines Freundes, des Malers Martin Flück, sein Glück in der Schweiz, in Bern, in der Galerie des damaligen Ateliertheaters, um dann angesichts seines Erfolgs immer wieder in der Schweiz auszustellen. Er begegnet im Kreis seiner neuen Freunde der Lehrerin und Organistin Ursula Schneeberger, welche in Büren an der Aare wirkt. Sie hieraten 1974 - Francos erste Ehe war zwei Jahre zuvor geschieden worden.
Büren a.A. und seine Umgebung werden nun für den Maler zu neuen zentralen Motiven. Franco Mazzoni, welcher sich einst in der Provence am Anfang seines Wegs das Ziel gesetzt hatte «alles malen zu können», das heisst, einen von jeweiligen Motiven gegebenen und inspirierten künstlerischen Stil realisieren zu können, führt seine malerische Auseinandersetzung mit Büren a.A. so weit, dass im eidgenössischen Jubiläumsjahr 1991 ein Kalender unter dem Motto «Büren an der Aare» mit zwölf Farbreproduktionen seiner Werke herausgegeben werden kann - ein Hohelied auf Büren a.A. in allen Jahreszeiten, ein Hinweis auf die öffentliche Anerkennung als Maler, welche Franco Mazzoni gefunden hat.
25 Jahre lang lebt das Ehepaar Mazzoni-Schneeberger entsprechend den Schul- und Ferienzeiten der Bürener Schule, wo Ursula bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1997 unterrichtet. Die Ferien werden zu Malaufenthalten im Midi de la France genutzt. Zahlreiche Ausstellungen Francos finden in Büren a.A., Lyss und Wangen a.A. statt. In Bern stellt ihn alljährlich Trudy Hofmann in ihrer renovierten «Galerie Münster» aus. Ab Januar 1992 versucht es Franco mit seiner «Bottega d'Arte» an der Münstergasse. Es entstehen umfangreiche Werkfolgen im Meienried, in Venedig, in Marina di Pisa, am Julier.
Doch Franco malt nicht nur hingebungsvoll, sondern erzählt auch unerschöpflich und erläutert eingehend seine künstlerischen Entdeckungen und Erfahrungen. Seine Ehefrau, Ursula Mazzoni-Schneeberger, erlebt mit dem Maler das Geschick einer Schülerin, welches sie allerdings als Geschenk empfindet.
Dieser Künstler-Vulkan brachte ein Riesenwerk ans Tageslicht. Gegen 2'500 Oelgemälde entstanden in annähernd sechzig Jahren, jedes Bild ein Individuum an Farbe und Gehalt. Auch die fortwährende Entwicklung und die Metamorphose des farblichen Ausdrucks blieben ungebrochen bis zum Lebensende. Noch einen Monat vor seinem plötzlichen Hinschied haben Franco und Ursula Mazzoni-Schneeberger auf der Heimreise von Nice zehn Tage in Roquebrune innegehalten, und zwei Bilder entstanden. Franco hat sich immer gewünscht, beim Malen zu sterben. Franco Mazzoni starb am 14. Juli 2006 in Bern.
Günter Wittwer, Freund von Franco Mazzoni, anlässlich der Abdankungsfeier im Schosshaldenfriedhof Bern, 2006
"Es war beim Schlendern durch die alten Strassen meines Quartiers Monnaie ins Quartier Odéon, als ich Franco Mazzoni begegnete; ich will sagen (aber das ist ja dasselbe) seiner Malerei: Es waren einige Bilder, unaufdringliche, sensible und still leuchtende, einer Stimme gleich, die nicht schreien kann, aber deren Murmeln beim Vorübergehen das zerstreute Ohr berührt und die Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
Seither konnte ich diese Ähnlichkeit zwischen dem Menschen Mazzoni und seiner Malerei sehen und schätzen, ich hatte, bevor ich ihm selber begegnet war, den Menschen erkannt, seine tiefe Ehrlichkeit und die Art der Übereinstimmung mit seiner Malerei, derer mein visuelles Gedächtnis sich erinnerte.
Dieser Maler ist berufen. Er war es von jeher im immer stärker werdenden Bewusstsein seiner inneren Verpflichtungen. Ich sehe wie sein Suchen seine Wege erkennt, und es bewegt mein Inneres, demselben mit meinen Augen zu folgen. Es ist leidenschaftlich, geduldig, mutig. Seine Sicherheit und sein Vorwärtsschreiten festigt sich.
Mazzoni, Maler mit allen Fasern seines Wesens wird, ohne dies bewusst herauszufordern, immer grösseren Anklang finden, er wird sehen, wie sich von selbst der Kreis von Freunden seiner Malerei erweitern wird. Ich vertraue den beiden Garanten: Durch und durch Maler sein, treu bleiben dem was man ist."
Der französische Schriftsteller Maurice Genevoix (1890 - 1980) secrétair perpétuel honoraire de l' Académie Française und Literaturpreisträger, schrieb 1958 über den damals 30 jährigen Franco Mazzoni während seiner Ausstellung in der «Galerie Vidal», Paris, diesen prophetisch anmutenden Text.
Übersetzung aus dem Französischen von Ursula Mazzoni-Schneeberger, Witwe des Künstlers, 3294 Büren a.A.